Brief vom 5. Januar 1766, von Sulzer, J. G. an Bodmer, J. J.

Ort: Berlin
Datum: 5. Januar 1766

d. 5 Jen. 66.

Beynahe hätten Sie, mein theürester mit der Nachr. von dem Tode unsers lieben Rectors auch die von meinem Abschied bekommen. Das Fieber hatte mich mit solcher Wuth angegriffen, daß man wenig mehr hoffte. Nun bin ich schon im 6 Monat krank. Aber izt ist es leidlich, wie wol dennoch auch izt noch viel schlimmer, als das gewöhnliche 4tägige Fieber ist. Man versichert mich, daß ich nicht ehr als im Monat März werde gesund werden. Wenn die beschwerlichen Zufälle, wie es den Anschein hat nur noch etwas abnehmen, so werde ich noch 3 Monat ohne große Beschwerden, (denn was wird man nicht durch die Länge der Zeit gewohnt!) aushalten. Unsers Freündes Tod geht mir doch, da meine Krankheit mich sonst sehr gleichgültig für das Gegenwärtige gemacht hat, sehr nahe.

Inliegenden Brief bitte an Füßli bestellen zu laßen, so bald er Ihnen seine Adresse wird zugeschikt haben. Es ist mir daran gelegen. Ich habe die besten Zeügniße von ihm aus England bekommen. Ich hoffe, daß er izt auf dem rechten Weg zu einem erträglichen Glük ist.

Für diesmal mein theürester erlauben meine Kräfte mir nichts mehrers. Ich umarme Sie von Herzen, mit dem sehnlichen Wunsch, daß Sie auch dieses Jahr vergnügt durchleben mögen.

Sulzer

Überlieferung

H: ZB, Sign.: Nachlass Ms Bodmer 5a. – A: ZB, Ms Bodmer 13b.

Einschluss und mit gleicher Sendung

Brief an Johann Heinrich Füssli.

Vermerke und Zusätze

Vermerk Bodmers auf der letzten Seite: »Im ersten gesang der Noachide p. 33 scheinen die Verse schleppend: giengen und unaufgehalten – Ich wollte sie so verändern: Giengen unaufgehalten hindurch, durch steigende Hügel Innerhalb südwärts hinauf bis in die Mitte des berges Wo sie verlangten, daß ich die lasten vom Rüken entstrikte«. (Vgl. Bodmer, Noachide, 1765, S. 33).

Eigenhändige Korrekturen

Fieber ist
Fieber zu ist

Stellenkommentar

Tode unsers lieben Rectors
Martin Künzli war am 29. Dezember 1765 gestorben.

Bearbeitung

Transkription: Jana Kittelmann und Baptiste Baumann
Kommentar: Jana Kittelmann