Brief vom 25. Februar 1764, von Sulzer, J. G. an Bodmer, J. J.

Ort: Berlin
Datum: 25. Februar 1764

Berlin den 25 Febr.

Ich muß Ihnen, mein theürester Freünd, ferner melden, was sich meines Schiksals halber seit meinem lezten Schreiben zugetragen hat. Ich habe, wie ich Ihnen gemeldet zum zweyten mal an den König geschrieben und Se. Maj. auf das allerkräftigste gebeten mich gänzlich frey zulaßen. Auf diesen Brief habe ich selbst noch keine Antwort erhalten; in deßen können Sie aus folgender Copie eines Briefes, den der König dieser halb an den Grafen von Borke geschrieben hat sehen, wie schweer es mir werden wird von hier weg zu kommen. Der Brief lautet von wort zu wort so.

[→]Le professeur Sulzer à Berlin que j'ai destiné à un employ où il pourra rendre des bons et utiles services à moi egalement qu'au public, vient de m'écrire qu'il songe à quitter Berlin pour retourner dans sa patrie. Comme je serois bien faché de perdre cet honnete et habile homme d'autant plus qu'il m'est très necessaire à un établissement que je vais faire et que je connois d'ailleurs l'amitié que Vous avez entretenu avec lui, je serois [→] bien aise que vous vous employez auprès de Luy afin de ne point quitter Berlin, mais de se prêter plûtôt à l'établissement, que je Luy prépare. Sur ce p.
Au general Major Comte de Borcke.

Mir ist bis izo noch ganz unbekannt, worin das établissement besteht, das der König auszuführen gedenkt und wozu ich so nöthig seyn soll. Indeßen kann ich nun nicht anders, als nach Potsdam gehen um näher zu erfahren, was der König mit mir vorhat. Ich kann den Erfolg meiner Reise, die Morgen von sich gehen wird noch nicht vorsehen. Wenn es irgend möglich ist mich loszumachen ohne den Monarchen zu beleidigen, so bleibt es bey meinem einmal gefaßten Entschluß. Vermuthlich werde ich mit nächster Post Ihnen den Ausgang der Sache melden können.

Damit es nicht den Anschein habe, als wenn ich den Freünden in Winterthur ein Geheimnis von Sachen mache, wo das Stillschweigen nicht mehr schlechterdings nothwendig ist, so ersuche ich Sie denselben, so viel, als Sie gut finden zu schreiben, weil ich selbst die Zeit nicht habe es zu thun. Aber es geschähe mir doch ein Gefallen, wenn niemand anders, als meine eigentliche Freünde, die Sie alle kennen von der Sache wüßten.

Die Hrn. Lavater, Heß und Füßli werden künftigen Donnerstag von hier abreisen.

Adieu. JGS.

Überlieferung

H: ZB, Sign.: Nachlass Ms Bodmer 5a. – A: ZB, Ms Bodmer 13a.

Anschrift

Herrn Profeßor Bodmer in Zürich.

Vermerke und Zusätze

Siegelausriss. – Siegelreste.

Eigenhändige Korrekturen

bien aise que vous vous employez
bien aise que vous ⌈vous⌉ employez

Stellenkommentar

an den Grafen von Borke
Friedrich II. an Heinrich Adrian Graf von Borcke, [Potsdam], Februar 1764, nicht überliefert. Zur Freundschaft Sulzers mit von Borcke vgl. Kommentar zu Brief letter-sb-1757-07-12.html.
Le professeur Sulzer à Berlin
Übers.: »Der Professor Sulzer in Berlin, den ich zu einer Beschäftigung bestimmt habe, in der er sowohl mir als der Öffentlichkeit gute, nützliche Dienste wird leisten können, hat mir eben geschrieben, dass er daran denkt, Berlin zu verlassen und in seine Heimat zurückzukehren. Da ich sehr verärgert darüber wäre, diesen ehrlichen und geschickten Mann zu verlieren, zumal er mir zu einer Einrichtung, die ich vorhabe, sehr notwendig ist und ich von der Freundschaft weiß, die Sie mit ihm unterhalten haben, wäre es mir sehr daran gelegen, dass Sie sich um ihn bemühten, damit er Berlin nicht verlasse, sondern sich eher zur Anstellung ergebe, die ich ihm bereite. In diesem Sinne, p. Dem Generalmajor Graf von Borcke.«

Bearbeitung

Transkription: Jana Kittelmann und Baptiste Baumann
Kommentar: Jana Kittelmann und Baptiste Baumann